Eins ums Andere, jenseits von Afrika

"Cover", Siebdruck auf Papier, 100 x 70 cm, 2012, Foto: Juliane Mosterz
  1. Ausstellungsansicht Ende.Neu, Neudeli Leipzig 2016, mit der Arbeit "Eins ums Andere", Foto: Susanne Keichel 
  2. "Dresden, 17. Januar 2015", Siebdruck auf Papier, 53 x 39 cm, 2015
  3. "86Addis", Siebdruck auf Papier, 33 x 24 cm, 2012
  4. "Korridor", Siebdruck auf Papier, 100 x 70 cm, 2012
  5. "auch weit", Siebdruck auf Papier, 32,5 x 42,5 cm, 2012
  6. "Cover", Siebdruck auf Papier, 100 x 70 cm, 2012
  7. Ausstellungsansicht Überkehr, galerie baer I raum für aktuelle kunst dresden 2012, Foto: Juliane Mosterz
  8. "Some velvet Morning", Siebdruck auf Papier, 67 x 52 cm, 2012

 

Auszug aus der Eröffnungrede, 16. September 2016, Büro Valentin Lippmann 
Kathrin Krahl, 2016

...Unter den Eindrücken der Gegenwart entsteht die Arbeit Eins ums Andere im Zentrum dieser Wand. Für Stefanie Busch beginnt das gemeinsame Leben und Arbeiten mit den in Dresden lebenden Geflüchteten, von ABC Tischen bis zum Entstehen von Freundschaften. Außerdem doziert sie an der Universität in Köln zu Flucht und Fluchtwegen im Institut für Kunst und Kunsttheorie. Im Frühjahr 2016 entsteht diese Arbeit. Wir sehen hier praktisch Malerei auf dem Sieb. Die Farben und Dinge vermischen sich. Der Siebdruck verlässt seinen konkreten objektiven Standpunkt als Praxis, sondern es entstehen filmische Sequenzen. Es entstehen Bilder in Bewegung – Meer, Wasser, vielleicht Gebirge. Hinter all diesen schönen Worten – Meer/Wasser - verbirgt sich aber auch eine zweite Wahrheit. So lässt sich das Mittelmeer beispielsweise nicht mehr ausschließlich als Urlaubsparadies erzählen.

Rechts sehen wir die Arbeit Dresden, 17. Januar 2015. Das war der Tag, an dem eine große antirassistische Demonstration in Trauer um den Tod des jungen Eritrers Khaled Idris Bahray im Zenrtum Dresdens stattfand. Der Tod Khaleds brachte viele in der Eritreischen Community zusammen. Sie fingen an, sich politisch zu engagieren und zu vernetzen. Die in Dresden lebenden Eritrer*innen sind den Weg aus der Hölle der Zwangsarbeit und Folter in Eritrea über den Sinai und dieses Mittelmeer nach Deutschland gegangen.

Stefanie Busch ging diesen Weg in die andere Richtung. Sie lebte als Kind im bürgerkriegsmüden Äthiopien. Das Land, von dem sich Eritrea „befreit“ hat. Die Arbeit links auf der Wand 86Addis entstand auf Grundlage eines Stills aus dem Videoarchiv ihres Vaters. Addis Abeba war damals ein Ort antikolonialer Moderne. Wir sehen junge, modern gekleidete und sekulare Frauen. Es war die Zeit der sozialistischen Bruderstaatenhilfe. So findet sich auf amarischer Sprache der Satz: Arbeiter aller Länder vereinigt Euch. Eine Art Aufbruch und eine Ästhetik der Moderne. Doch die antikolonialen Kämpfe, zumindest die gegen die ehemaligen Besatzer sind vorbei. Der Kontinent leidet bis heute unter der Ausbeutung des globalen Nordens. Viele neue Länder entstanden und entstehen, jedoch fand eine Abwendung von der Moderne statt. Vielerorts regieren Despoten und es herrscht Krieg - die Menschen migrieren nach Europa.

Auf der gegenüberliegenden Wand sehen wir die große Arbeit Korridor aus dem Jahr 2012. Sie zeigt eine Frau mit großen Taschen in Istanbul. Istanbul bzw. die Türkei sind heute für viele auf dem Weg nach Europa der Korridor. Viele kommen von dort, viele werden nach dort abgeschoben. Das ist, was Türkei-Deal heisst....